1. Ostmarathon für Motorräder 26.09. - 28.09.2014

Prolog

Über den Alpenmarathon, bzw. dessen Webseite stossen wir auf die Webseite des Ostmarathons. Da Nina zu dem Zeitpunkt sowieso Urlaub hat, haben wir uns auch beim Ostmarathon angemeldet. Startort Schönheide ist auch viel näher an Berlin, als der Chiemsee. Nur 700km Strecke für An- und Abreise und nicht, wie beim Alpenmarathon 1400km. Wir wählen die mittlere Marathon-Strecke, 500km Länge. Einen Teil des Gebietes kennen wir schon von eigenen Touren. Im Gegensatz zum Alpenmarathon verfügen wir endlich wieder über eine Kommunikation.

1. Tag, Anreise und Checkin (26.09.)

Eine Anreise unter Vermeidung von Autobahnen und den extrem langweiligen Bundesstraßen südlich von Berlin ist schnell gebaut und ins Navi eingpflegt. Das Niederschlagsradar behauptet kurz vor dem Start, es regnet nicht, auch kein Regengebiet in Sicht. Trotzdem fängt es pünktlich zum Start an zu nieseln. 10:00 Uhr, Nieselregen, grau in grau.

Start
Kurz vor dem Start

Los geht es! Thorti schreit, das er Luft braucht und siehe da, an der Tanke, vorne nur 1,5, hinten nur 1,8. Das wäre in den Kurven sicher spannend geworden. Nachdem wir Luft aufgefüllt und getankt haben gondeln wir durch Brandenburgs Dörfer, mal westlich der B2, mal östlich der B2, um wenigstens ein paar Kurven in die Anfahrt zu bekommen. Zwischendrin ist die Strecke auch mal halbwegs trocken.

Pause
Pause in der Pampas

Auf unserer gemütlichen Tour stellen wir fest; Über 40 Jahre Einheitsgrau haben im Farbempfinden der ostdeutschen Bevölkerung tiefe Spuren hinterlassen, die zumindest stellenweise ...

Blind
Farbenfroh

Das mit dem Foto hätten wir besser gelassen, der Fotochip ist jetzt trüb, die Speicherkarte der Kamera hat nur noch die halbe Kapazität und Thorti einen blinden Fleck auf der Netzhaut.

Vielleicht sollte uns die Gelb-Orgie auch nur auf die darauf folgende Nebelfahrt vorbereiten, wer weiß? Es geht immer wieder durch mehr oder weniger große Nebelfelder und dazwischen sieht es sehr nach Regen aus. Wir werden gücklicherweise nicht noch mal nass, Temperaturen um 10Grad, mit böigem Wind, Luftfeuchtigkeit nahe am Taupunkt und alles Grau, fehlt eigentlich nur noch Schnee.

Um 17:30 kommen wir am Hotel an. Einige bekannte Gesichter vom Alpenmarathon, so zum Beispiel der Fahrer der 1936er Zündapp, sind schon da. Einchecken für den Ostmarathon, Einchecken ins Hotel, Motorräder Vorfahrt. In knapp 30 Minuten ist alles erledigt und dann erst ein Mal ein GROSSES Bier für jeden von uns.

Das Essen ist gut, die Bedienung flott. Ein Kontrollpunkt musste geändert werden, leider war man nicht in der Lage, die Änderung für die Teilnehmer auszudrucken. Erst nach ein paar flockigen Bemerkungen aus dem Publikum wurde wenigstens ein Zettel aufgehängt. Das Hotel ist für seine selbstgemachten Liköre bekannt, insbesondere der Kräuter und der Brombeer haben uns angetan, weil nicht süß. Wir sind sicher, die anderen sind auch lecker, aber wir wollten (konnten) nicht alle testen.

2. Tag, Der Marathon (27.09.)

Das Frühstück erreicht zwar nicht so ganz das erwartete Niveau (mehrfach aufgebackenen Brötchen), ist aber ansonsten im Großen und Ganzen okay. Der Blick nach draußen bestättigt, dass die Meteorolügen ihre Berufsbezeichnung zu Recht haben, entgegen der Ankündigung hat es geregnet und der Nebel hängt in den Hügeln.

Vorletzte
Vorletzte 500km-Gruppe am Start
Fummeln
Fummelkram

Wir starten als Letzte der 500km-Gruppe, um 20min nach 08:00. Der erste Checkpoint schließt um 11:00, 130km in 2:40 Stunden, kein Thema. 2 illegale Abkürzungen durch Baustellen, 10km Rollsplit und dank Umleitungen 160km nasser Straßen später, sind wir 10min vor 11:00Uhr am Checkpoint. Als Erste der 500er-Gruppe und vor etlichen der 600er-Gruppe, die immerhin schon um 07:00 gestartet sind. Ein Gruppe der 600er Tour trifft ein und einer mit einer 12er GS beschwert sich bei Thorti über die nassen Straßen. :-)

Berghotel
1. Kontrollpunkt
Besichtigung
Nina vor dem Tal betrachtet ihr Dirt-Bike

Das verspricht spannend zu werden, Kontrollpunkt 2, in 78km Entfernung soll angeblich um 11:30 schließen. 78km Landstraße in 40min mit Ortsdurchfahrten, dass kommt der Aufforderung zur bandenmäßen Begehung von Verkehrsstraftaten gleich. Der Mitarbeiter am Kontrollpunkt telefoniert und erklärt die Lage, die Öffnungszeit am Kontrollpunkt 2 wird verlängert. Inzwischen hat sich der Nebel etwas gelichtet und die ersten Sonnenstrahlen tauchen auf, das lässt hoffen. Thorti, der schlecht geschlafen hat, kommt so langsam ins Fahren rein.

Es geht nach Tschechien, auf schmalen, eher an Feldwege erinnernde, Straßen, wir sind alleine. Bei einer Zigarettenpause mitten in der Pampas stellen wir fest, so ganz stimmt der Eindruck nicht. Mehrere Gruppen tschechischer Motoradfahrer kommen vorbei, sowie etwa 15 Fahrer aus Dortmund. Die Straßen trocknen langsam ab, was angesichts des herruntergefallenen Laubs in den Wäldern nur zu begrüssen ist.

Tschechien
Zigarettenpause in Tschechien

Wir treffen um kurz vor 13:00 am Kontrollpunkt 2, auf dem Schwartenberg, ein. Lustigerweise sind einige Fahrer die nach uns am Kontrollpunkt 1 gestartet sind, bereits da, obwohl sie uns nicht überholt haben.

KP2
Kontrolpunkt 2
Panorama
Panorama nach Norden
Westen
Panorama nach Westen
Plakat
Plakativ

Bis Kontrollpunkt 3 sind es über 100km, nach ein paar Fotos und einer Zigarette geht es weiter. Wir wollen unseren Verzehrgutschein an Kontrollpunkt 4 einlösen, der angeblich um 16:30 zumacht, wollen uns daher weder an Kontrollpunkt 2, noch an Kontrollpunkt 3 lange aufhalten.

Es geht wieder nach Tschechien, eine Runde um ein Atomkraftwerk und einen Tagebau. Da sich die Tschechen nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten und die Überschreitung von mehr als 40% der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf ausgebauten Straßen eher die Regel, denn die Ausnahme ist, suchen wir uns einen Radarwarner und können so den größten Teil der Strecke zügig hinter uns bringen. Inzwischen ist es recht warm geworden, um 20Grad herum.

Parkplatz
Pause am Tagebau

Bei der Pause stellen wir mit einiger Frustration fest, Thorti hat die Regenhaube für seine Hecktasche verloren. Wahrscheinlich hat sich irgendwo der Wind drunter gesetzt, den Rest hat der Fahrtwind erledigt. Sehr ärgerlich das Ganze. Kontrollpunkt 3, wieder in Deutschland, erreichen wir kurz vor 15:00 Uhr.

KP3
Mitten im Wald...
Skulptur
...ein Aprillia-Fan

Wir treffen am dritten Kontrollpunkt zum dritten Mal ein Pärchen auf einer 1000er KLV, die auch gestern Abend mit uns am Tisch saßen. Sie sind ganz traditionell mit Karte unterwegs, statt mit Navi. Wir wollen schnell weiter zu Kontrollpunkt 4, wir haben Hunger. Aufgrund eines Routingfehlers des Navis, drehen wir direkt hinter Kontrollpunkt 3 eine kleine Zusatz-Runde von etwa 12km.

Kontrollpunkt 4 ist ein Bikertreff mit dem lustigen Namen "Ehrenzipfel". Die knapp 30km führen über den Fichtelberg, dank unserer Navi-Bonus-Runde sind es über 40km. Dort angekommen tauschen wir unsere Verzehrbons gegen 2 Thüringer Rostbratwürste und 2 Pott Kaffee. Wir lästern über die Original Berliner Currywurst, bis uns eine Bedienung aufklärt, der Chef sei Berliner. Weiter erfahren wir, der Name des Bikertreffs leitet sich aus dem Ortsnamen ab.

KP4
Das ist mal nen Chopper :-)
Plakat
Hier gibts lecker Thüringer, ...ähm Rostbratwurst
Abflug
Weiter geht das!

Während wir noch futtern, rauscht ein Gruppe vom Ostmarathon, ohne zu halten, durch. Hmm, kann man sowieso nicht ändern, wenn die den Kontrollpunkt verpasst haben, wir lassen uns die leckerste Thüringer unseres Lebens schmecken.

Knapp 60km weiter liegt Kontrollpunkt 5, ein Hotel mitten in einem Ort. Die Tour dorthin ist wenig spannend, wir erreichen den Kontrollpunkt um 17:30 und treffen das Pärchen von den ersten drei Kontrollpunkten wieder.

Der Mitarbeiter am Kontrollpunkt erzählt irgendetwas davon, dass er den Kontrollpunkt um 16:00Uhr schon schließen wollte und ihn nur noch aus Freundlichkeit aufhält. Schließlich gäbe es Arbeitszeitgesetze. Thorti schluckt mal wieder eine Antwort herunter, die den Mitarbeiter darüber aufgeklärt hätte, dass es ihm als zahlenden Kunden völlig egal ist, wenn der Veranstalter nicht in der Lage ist, die Route ordentlich zu planen und entsprechend ausreichendes Personal zu Verfügung zu stellen. Und es weiterhin sicher die eine oder andere Rückforderung der Startgebühren hätte geben können.

Wir plaudern weiter, er fertig zwischendrin eine weitere Vierer-Gruppe ab. Von den vieren wird fast noch einer von einem Dosentreiber abgeräumt. Kontrollpunkt 6, der eigentlich um 18:00 zu machen soll, wird informiert, das es später wird.

Wir fragen uns allerdings, wie man davon ausgehen kann, dass bei einer reinen Fahrzeit der Tour von mehr als 10 Stunden, der letzte Kontrollpunkt exakt 10 Stunden nach dem Start der Tour zugemacht werden kann. Essenspausen, Tankstopps, die Baustellen und Umleitungen, Wartezeiten an Bahnübergägen und Baustellenampeln wurden wohl nicht einkalkuliert.

KP5
Mitten im Dorf
Abflug
Abflug

Uns schließt sich das Pärchen mit der KLV an, ohne Navi haben sie nicht mal eine theoretische Chance den Kontrollpunkt 6 rechtzeitig zu erreichen. Bevor wir weiterfahren müssen wir irgendwo tanken. Das Pärchen folgt uns auf die Tanke, seine Kupplung trennt erst sehr spät. Die KLV hat eine hydraulische Kupplung. Deckel abgeschraubt, die Flüssigkeit hat sich aus dem geschlossenen System verabschiedet. Das ist ja spannend. DOT4 kaufen, nachfüllen, pumpen, nachfüllen. 20 Minuten später sind wir wieder unterwegs. Zum Entlüften haben wir keine Zeit und auch kein Werkzeug, es muss so gehen oder der Marathon ist hier und jetzt beendet.

Es geht ohne weiteren Aufenthalt und unter großzügiger Auslegung des Regelwerks der StVO zum Kontrollpunkt 6, der Göltzschtalbrücke, die wir pünktlich um 19:00 erreichen. Der Kontrollpunkt-Mitarbeiter ist noch da. Mit ihm ein Honda-Transalp-Fahrer aus Berlin, dessen Transalp platt ist. Der Abschleppwagen fährt gerade vor, um das Mopped zum nächsten Honda-Händler zu bringen. Es treffen noch weitere Gruppen ein, die unerfreuliche Nachrichten bringen. Es hat einen Unfall gegeben, wohl ohne Personenschaden, man kann sich nicht einigen, ob es eine Moto Guzzi oder eine 12er GS war, die von einem einheimischen Dosentreiber abgeschossen wurde, jedenfalls sei das Motorrad Totalschaden. Später wird sich herausstellen, es waren zwei Unfälle, einer mit einer Moto Guzzi und einer einheimischen Dose, sowie einer mit einer BMW 12er GS und einer einheimischen Dose. Beiden ist nichts passiert, beide Motorräder sind Totalschaden.

KP6
Ziegelsteinbrücke
Nacht
2 Minuten später, es wird schnell dunkel.

Während die anderen noch eine Schleife drehen wollen, beschließen wir, auf dem kürzesten Weg zum Hotel zu fahren. Ein kühles Blondes lockt und Hunger haben wir auch. Die 30km-Nachtfahrt bringt die Erkenntnis, dass Ninas Scheinwerfer neu eingestellt werden muss. Kurz vor 20:00 Uhr sind wir im Zieleinlauf am Hotel.

Wir wollen essen und mit den anderen reden, stattdessen werden wir in dem Raum von einer superlauten und bestenfalls mittelmäßigen Amateurband empfangen. Wir wollten reden und essen und nicht ein schlechtes Konzert hören. Mag ja gut gemeint gewesen sein, das ist aber leider das Gegenteil von gut gemacht. Nach dem wir uns alle ein wenig angeschrien haben, gehen wir ins Bett. Morgen ist Heimfahrt.

3. Tag, Abschlußveranstaltung und Rückfahrt (28.09.)

Aufstehen, aus dem Fenster sehen, allerfeinstes Wetter, das hätten wir gestern gebrauchen können. Wir stehen gerade draussen und rauchen in der Morgensonne unsere Frühstückzigarette, als es einen gewaltigen Schlag tut und die untere Hälfte der oberen Scheibe der Hinterausgangs-Tür auf den Vorplatz knallt. Die Tür öffnet sich im Zeitlupentempo und einer der Marathon-Teilnehmer sinkt nach aussen. Thorti sprintet aussen herum zur Rezeption, während sich Nina um den Mann kümmert. Er ist gestolpert und mit dem Kopf in die Scheibe geschlagen. Eine mächtig Beule auf der Stirn, Schnittwunden im Gesicht und an den Händen.

30 Minuten später ist er mit dem Notarzt unterwegs zum Krankenhaus. Alles verschiebt sich nach hinten. Zu seinem Glück ist er mit einem Freund angereist und die Moppeds waren im Transporter. Fahren hätte er nicht mehr können.

Es erfolgt die, schon vom Alpenmarathon bekannte, Preisverleihung und Urkundenübergabe.

Um 10Minuten nach 11:00 machen wir uns auf den Heimweg. Die selbe Tour wie auf der Hinfahrt, diesmal aber bei trockenen Straßen und Sonnenschein. Die ersten 50km sind der reinste Horror, ein Kaff am Anderen (Ortsendeschild des einen Ortes ist gleichzeitig Ortsanfangsschild des nächsten Ortes) und nur Sonntagsfahrer unterwegs.

Pause
Erste Zigarettenpause, nach 50km Kaff und 90min Fahrzeit.

Weiter geht es auf einem Mix von Land-, Bundes- und Kreisstraßen. Manchmal kilometerlanges Kurvenwedeln, manchmal kilometerlang nur geradeaus. Die Linke kann sich über mangelnde Beschäftigung nicht beklagen.

Pause
Pause im Nirgendwo.

Kurz vor 18:00Uhr sind wir nach einer ereignislosen Fahrt zu Hause. Wir laden ab, begrüßen die Fellnasen und besorgen uns jeder ein Bier.

Tourdaten

Abfahrt: 26.09.2014, 10:00Uhr
Rückkehr: 28.09.2014, 18:00Uhr
Strecke: 1213km (537km Marathon)
Pässe: 3
Defekte: Keine
Pannen: Keine.
Strafzettel: Keine.
Kontrollen: Keine.
Fazit: Tolle Tage, die kleinen Organisationsmängel wird Uli sicher ausmerzen. Wieder nette Leute kennengelernt.
Danke an Anke und Ralf vom Team Kurvenkratzer und Uli vom bikerguide24 für die Organisation.
Wir hatten mal wieder 3 Tage richtig Spaß.