Nachdem letztes Jahr die Müritz-Runde buchstäblich ins Wasser bzw. den Regen fiel und Nina sich zudem beim Fahren mit der DB den Arm verdreht hatte und nur im Auto mitkam, verspricht der Wetterbericht für dieses Jahr allerfeinstes Motorrad-Wetter.
Der Wirt hat es kurzfristig noch geschafft uns ein Zimmer zu geben, Covid19-Reisebeschränkungen sind nicht zu erwarten und das Wetter passt. Die Müritz ist nur eine halbe Tagestour entfernt, wir starten mittags, nur nicht hetzen. Über kleine Straßen geht es Richtung Norden.
Bargeld holen, tanken und los geht es über Sommerfeld Richtung Flecken Zechlin. Wir sind dieses Jahr noch nicht so viel gefahren, also kleine, hoffentlich leere, Straßen.
In Diemitz werden wir von einer Einheimischen aufgeklärt, es gäbe jetzt so eine Art Kurtaxe von 1Euro pro Tag, dafür könne man aber kostenlos mit dem Bus fahren. Finden wir gut, obwohl wir das Angebot sicher nicht nutzen werden. Wir bekommen noch erzählt, es gäbe Gäste, denen das zu teuer wäre. Da stellt sich wirklich die Frage nach der Verhältnismäßgkeit, die bei solchen Leuten vorherrscht, die sich im anderen Falle sicher beschweren würden, wenn kein Bus führe.
Wir kommen gegen 16:00 an und haben ein Zimmer mit Balkon. Da wir beide rauchen, ist das praktisch. Aber erst ein Mal ein Stiefelbier, bzw. Stiefelradler. Nina will noch mal los, in eine Scheune nach Bollewick, dort hat sie letztes Jahr Teetassen gekauft und möchte nun eine passende Kanne dazu. Thorti ist wenig motiviert und so bleiben wir ihm Hotel auf der Terrasse.
Nach dem Umziehen lassen wir uns wieder auf der Terrasse nieder und Nina vertreibt sich die Zeit bis zum Essen damit, ein paar Fotos in der beginnenden Dämmerung zu machen. Wahrscheinlich tragen die Waldbrände in Kalifornien zu dem Farbenspiel bei.
Das Abendessen ist gut, der Grappa auch und der hauseigene Gemüseschnaps reinigt der oberen Teil des Verdauungstrakts. Wir bleiben bis kurz vor 22:00 auf der Terrasse.
Das Frühstück, das wir auf der Terrasse einnehmen, ist reichhaltig. Wir haben schon in Berlin ein Ziel für die heutige Tour ausgesucht, 1000 Jahre alte Eichen, die hier irgendwo in der Nähe sein sollen. Als wir den Wirt danach fragen, meint er, er werde mal nachfragen, ob seine Frau heute den Laden alleine machen könnte, er würde dann einen speziellen Weg mit uns fahren. Dabei teilt er uns auch mit, er habe seine Virago gegen ein R80GS getauscht. Was für ein Umstieg. Er darf mit uns fahren und wir sind schon ganz gespannt auf seine Tour.
Wie üblich, wenn man mit Wirtsleuten fährt, geht es später los als gedacht, Reihenfolge René, Nina, Thorti. Dafür wird des schnell spannend, es geht auf Strecken, die für Einheimsche legal sind, ob das auch für uns gilt? Auf Fahrspuren durch den Wald, vom Untergrund ist alles dabei, nur ist er ob des Licht-Schattenspiels nicht gut einzuschätzen. Ganz abgesehen davon, dass am Sonntag natürlich Heerscharen von Treteselquälern und Wanderern unterwegs sind.
In einer Bergab-Passage rutscht Thorti das Vorderrad weg, den Absturz seines 250kg-Eimers kann er gerade noch verhindern, dafür steht er jetzt in einer Rinne mit Schotter. Lustig ist anders.
Der Wirt meint, er hätte uns überschätzt. Was hat er erwartet? Das wir auf unbekannten Terrain, schmallen Fahrstreifen, mit tiefhängenden Ästen, Radfahreren, Fußgänger, teils Fahrzeugen und Bussen im Gegenverkehr am Kabel ziehen? Nun, wir glauben schon lange nicht mehr, dass wir unsterblich sind. Das Nina nach einem Überschlag und einen Umfall im Sand auf den Schotterpisten Namibias Respekt vor eben solchen Passagen hat, wen wundert es. Trotzdem, schöne Tour.
Nach einer Zigarette am Rande des Müritz Nationalparks geht es weiter zu den Ivenacker Eichen bei Stavenhagen. Der Eintritt von 9 Euro für Eichen und Baumkronenpfad lohnt sich. Nicht nur die Eichen sind beeindruckend, auch der andere Baumbestand ist alt, jedenfalls älter als die meisten Wälder, die man sonst so kennt.
René fragt, ob wir noch Lust auf ein Zweirad-Museum haben und Thorti kann sich auch wage an ein Schild in einer Kurve in einem Ort erinnern. Auf geht das. In Jürgenstorf biegen wir von der B194 in ein Wohngebiet ab und landen beim Radhaus, dem das Museum vorgelagert ist.
Angekommen, rühmt sich das Zweiradmuseum MV als einziges Museum alle Simson-Modelle zu haben, die zu DDR-Zeiten gebaut wurden. Uns steht der Sinn nicht nach Kleinkrafträdern, sondern eher nach einem Getränk. Wir bekommen jeder noch ein Apfelschorle, das Radhaus hat aber eigentlich schon geschlossen. Wir begucken uns DDR-Kleinkrafräder. Gegen einige der dort ausgestellten fahrbaren Kuriositäten nimmt sich ein italienischer Ape wie ein Luxusmobil aus. Viel interessanter finden wir Wessies allerdings die wenigen Motorräder.
Danach geht es zurück zum Hotel, das wir gegen 18:00 erreichen. Auf der Landstraße ist René auffallend zurückhaltend unterwegs.
Wir verbringen den Abend wieder auf der Terrasse, mit leckerem Essen, Grappa und Gemüseschnaps.
Wir frühstücken wieder alleine auf der Terrasse und sind uns einig, gegen das Frühstück in Boulders Lodge sind die 11° im T-Sirt gut auszuhalten. Wir packen, René ist im Stress, heute ist Flugtag mit den Tragschraubern, auch Gyrocopter genannt und er hat alle Hände voll zutun.
Der Rückweg geht teils über eine andere Route und wir sind ziemlich entspannt unterwegs.
Wahrscheinlich wäre es keine Tour von uns, wenn nicht irgendein Idiot für Verdruss sorgen würde. In Herzberg halten wir an einem Imbiss, nach unserer Bestellung werden wir aufgefordert unsere Daten in die öffentlich ausliegende und einsehbare Liste einzutragen. Man könnte ja meinen, die Zonies hätten aus ihrer Vergangenheit mit der Stasi etwas gelernt, offenbar nicht. Die DDR verfügte bei ihrem Untergang noch nicht einmal annähernd über die Datenauswertemöglichkeiten, die heute jeder Teenager sein eigen nennt. Nein, die Berufsparanoiker und Kontrollfreaks beschweren sich dann über Einträge von Micky Mouse, anstatt endlich Abhilfe zu schaffen. Eine ministerielle Verordnung ist eine nicht ausreichende Rechtsgrundlage für einen derartigen Eingriff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht.
Wir lassen die rumnörgeln, tragen uns nicht ein (ist in Brandenburg auch nicht verlangt) und beschließen nach schlechter Currywurst und mittelmäßen Pommes, dass es nun noch einen Grund mehr gibt, dort nie wieder Geld auszugeben. Gegen 16:00 sind wir wieder zu Hause und entlassen unsere Fellnasen in den Garten.
| Übernachten: | Landhotel Am Peetscher See |
| Abfahrt: | 19.09.2020, 12:30Uhr |
| Rückkehr: | 21.09.2020, 16:00Uhr |
| Strecke: | 482km |
| Pässe: | keiner |
| Defekte: | keine |
| Pannen: | keine |
| Strafzettel: | keine |
| Kontrollen: | keine |
| Fazit: | Wir hatten eine gute Zeit. Danke an René für die Tour durch den Wald, zu dem Wald und das Museum. Gerne wieder, auch für länger. |