Dickschiff Enduro-Training 01.06. - 03.06.2018

Prolog

Da es dieses Jahr nach Südafrika und Namibia gehen soll, dort mit den Motorrädern dann reichlich "gravel road" zu fahren sein werden, haben wir beschlossen, ein Enduro-Training mit unseren Reise-Enduros zu buchen. Wichtig für uns, Sand, da wir damit rechnen müssen Flußbetten zu queren. Thortis Erfahrung sind aus den 80ern und Nina hat gar keine. Da Mobike Tours auch Motorradreisen in Namibia anbietet, hoffen wir, richtig zu sein.

1. Tag, Anreise

Nach Alt-Eldenburg an der Grenze von MeckPomm zu Brandenburg, also allerfeinste Streusandbüchse, ist es nicht wirklich weit. Wir ziehen ein wenig am Kabel. Als wir die Gegend erreichen, fragen wir uns, wo wir übernachten sollen. Gasthäuser und Restaurants sind Mangelware. Hotels, Fehlanzeige. Mobiketours liegt ausserhalb und ist standesgemäß nur über eine Sandpiste zu erreichen. Wir werden in der "Alten Schmiede" untergebracht.

Nun ja, Ex-DDR, Nähe zur ehemaligen Grenze und bevölkerungsarm, da muss man wohl damit vorlieb nehmen, dass die Unterbringungen in etwas erfolgt, das näher an einer Jugendherberge denn an einer Pension ist. Gemeinschaftstoilette und Gemeinschaftsbad. Essen? In Alt Eltenburg? Wir werden angeguckt, als hätten wir unseren Veranstalter beleidigt.
In die Stadt Lenzen sollen wir fahren, da gäbe es ein paar Restaurants. Nur 3km durch den Wald. Wir sind durch das Dorf Lenzen hergekommen, Restaurants, Fehlanzeige, Cafes ja. Zurück nach Lenzen. Wir finden das "Haus am See".

"Haus am See"" ist ein etwas besserer Kiosk eines Wohnmobilstellplatzes. Die Leute sind freundlich, das Essen unterdurchschnittlich und Feierabend-Bier können wir vergessen. Auf dem Rückweg holen wir an einem Getränkemarkt mit angeschlossener Trinkhalle noch einen 6er-Pack Bier. Leider gibt es nur die Auswahl zwischen schlechtem und ganz schlechtem Bier.

2. Tag, Training 1

Der Tag beginnt wie der Letzte endete, mit bestenfalls unterdurchschnittlicher Verpflegung. Das Frühstück hat den Namen nicht verdient und der Kaffee ist eine bittere, dünne und blaße Brühe, Universen von einem wohlschmeckenden, koffeinhaltigen Getränk entfernt. Na, das kann ja heiter werden.

Danach wird, speziell an uns, die Ansage vom Vorabend wiederholt, alles Mögliche abzubauen (Scheiben, Handprotektoren, Rückspiegel, Gepäckträger). Seitens des Veranstalters scheint da ein kleines Einsichtigkeitsproblem vorzuliegen, wir hatten schon gestern abend erklärt, warum wir hier sind und das wir auch in Südafrika und Namibia mit Scheiben, Handprotktoren, Spiegeln und Gepäckträgern fahren werden und nicht nur das, sondern auch noch für 4 Wochen Gepäck dabei haben werden. Die Antwort, das sei gefährlich ist genauso sinnentleert wie lächerlich. Die Gefahr heute wird vom Veranstalter ausgehen, wie wir noch herausfinden werden.

Es folgt ein Kurzabriß über die Fahrphysik. Okay, verständlich erklären kann er, das läßt uns hoffen, der fachliche Teil könnte die sonstigen Mängel ausgleichen. Dann folgt eine Übung:

Motorrad ohne Ständer hinstellen, austarieren und immer nur mit einem Finger haltend darum herumlaufen. Zur Sicherheit steht jemand dabei.

Eimer
250kg mit einm Finger
Leicht
im Gleichgewicht halten

Da man dabei immer wieder umgreifen muss, hat die lustige Übung durchaus ihren Sinn als vertrauensbildende Massnahme.

Dann geht es über wenig Asphalt und Waldwege zu einem Platz, auf dem wir die Fahrschulübung Slalom um Pylonen auf losem, unebenen Grund wiederholen. Nein, es gibt keine Plus-Punkte dafür, die Pylonen umzufahren.

Treffer
Nina als Hütchen-Spieler

Über einige durchaus denkwürdige Strecken geht es zu einer Kreuzung, an der wir um mehr als 90° nach rechts abbiegen sollen. Frank erklärt die grundlegende Technik für solche Manöver und jeder darf mal, aber vorher zurückfahren und auf dem schmalen Waldweg wenden.

Stehend
Anfänger, im Stehen (aber wie gefordert)
Entspannt
Profi Nina, entspannt im Sitzen

Es geht weiter über Feldwege, Buckelpisten und durch den Wald, von festgefahrenem Kies bis Sand ist alles dabei. Dann hinter einer Anhöhe, knapp 2km vor dem Ort wo es Mittag geben soll, halten alle. Gefälle mit losem, wie sich später herausstellen wird, knietiefen Sand. Ausspruch:
"Das sah hier vor 2 Wochen noch ganz anders aus. Die müßen Holz aus dem Wald geholt haben."
Super, man nimmt also ein paar Anfänger mit 200+Xkg Motorrädern und für Tiefsand unzureichender Bereifung, um denen das Fahren beizubringen und fährt dann am Vortag die Strecke nicht ab. Er kann zwar fahren und erklären, beim Rest gibt es aber noch deutlich Luft nach oben.

Der nächste Spruch macht dann die gesamte organisatorische Inkompetenz offenkundig:
"Tiefsand sollte eigentlich erst morgen in der Kiesgrube, aber dann ziehen wir das vor." Bergab und Tiefsand, der Erste fährt und liegt nach knapp 100m, der Zweite kommt nicht viel weiter. Von den ersten 4 liegen 4. Dann muss Nina.

Nina
Sieht ja nicht so schlimm aus
Ansicht
Von unten allerdings

Nina schafft die erste Passage bis zum wieder halbwegs festen Boden, Thorti auch, und mindestens ein weiterer Teilnehmer.

Dann kommt die zweite Tiefsand-Passage, eine Senke und das sieht richtig übel aus. Zwei Spuren und in der Mitte, sowie rechts un links kniehohe Sandwände. Thorti startet als Vorletzter, Nina als Letzter. Es kommt, was kommen musste Thorti bleibt mit dem linken Zylinder am mittleren Wall hängen und steigt ab. Motorrad in die Wand gebohrt, kein Grip am Hinterrad. Drei Lehren:
1. Man kann auch bei Tempo 30 über den Lenker absteigen.
2. 250kg Motorrad kann man auf losem Untergrund nicht alleine aufrichten, geschweige denn, ca. 150m schieben.
3. Der Mädchenknopf ist in solchen Lagen äußerst hilfreich.
Nina buddelt sich mit dem linken Fuß einen Standplatz für den Seitenständer frei, das wird noch Folgen haben, und versucht Thorti zu helfen. Das Hinterrad buddelt, also werden wir Hilfe brauchen.

Irgendwann, gefühlt eine Ewigkeit, merken die Anderen das wir fehlen. Frank kommt, dreht und hilft mit, so das wir zu dritt die GS wieder auf einen Untergrund bekommen, auf dem man aufsteigen und losfahren kann. Der restliche Kilometer zum Mittagstisch ist problemlos, weil fester Schotter.

Die Karte des Mittagstisch ist recht übersichtlich und da wir sowieso nicht großartig Mittag essen, von wegen Suppenkoma und so, bleibt es bei uns bei einer Currywurst mit Pommes. Eher unterdurchschnittlich für einen eher überdurchschnittlichen Preis. Nina tut das Knie vom Standplatzbuddeln weh. Das heißt, der Tag ist für sie vorbei, weil jetzt kommt der anstrengende Teil.

Thorti hat ein leichtes Ziehen in Waden und Innenseiten der Oberschenckel und fragt sich, wo das herkommt. Irgendwann fällt ihm ein, Pivo Pegz. Die machen zwar das Fahren auf Landstraßen und Schotter ziemlich entspannt, aber im Sand, wo man meist im Stehen und mit Gewichtsverlagerung fährt, sind bewegliche Fußrasten natürlich mit mehr Kraft und Koordination verbunden.

Nina steigt ob Ihres Knies aus und fährt in die Unterkunft zurück. Für den Rest geht es über Sandpisten, Schotter und durch Wiesen zu einem langen geraden Feldweg. Frank erkärt was wir machen sollen, auf dem Motorrad auf einem sandigen Feldweg, links Bein hoch, rechtes Bein hoch. Er macht es vor, positioniert sich auf halber Strecke zum nächsten Ort und dann sind wir am Dransten.

Hampelmann
Thorti beim Rumhampeln mit Tempo 60 im Sand

Es geht weiter bis zur einer T-Kreuzung zweier Feldwege, an der wir feststellen, die Feldweg werden von den Einheimischen durchaus auch mit normalen Pkw als Verbindng zwischen den Ortschaften genutzt. Frank erklärt die nicht einsehbare Strecke und was wir machen sollen.

Leichte Rechtskurve, Richtung Wald, dann im Wald eine leichte Linkskurve und am Ende vom Wald eine scharfe Rechstkurve. Feinster Sand, wir sollen die letzte Kurve weit aussen im Stehen anfahren, nach der Kurve halten.

Nachdem jeder durch ist, geht es zu Fuß zur Kurve. Frank erklärt das Problem mit dem Einkenkpunkt. Deutet auf eine Spur und meint, der war richtig. Nun, das ist ziemlich genau die Spur von Heidenau K60 Scout und Thorti ist der Einzige, der diese Pseudo-Stolle fährt. Nach der Besprechung das Ganze nochmal, nur mit mehr Tempo.

Punkt
Einlenkpunkt passt, klare Abzüge in der B-Note (Haltung)
Ideal
Fast Ideal-Linie
Abstieg
Beginn eines Stunts bei Tempo 60

Thorti trifft den Einlenkpunkt, fährt für Tempo 60 fast Ideallinie und kommt am Ende etwas zu weit nach aussen. Also Gas weg, wie man es halt macht. Auf Sand in Schräglage ein fataler Fehler, man findet umgehend heraus, ob der Sand schmeckt oder nicht. (Er schmeckt nicht)

Beim J1 (Schubert Jethelm) ist das Visier weg, der Kinnbügel hält und Thorti liegt quer in der Spur. Das Visier hat es rausgehauen, aber es ist in Ordnung, bis auf einen Kratzer und lässt sich wieder einsetzen. Thorti ist nichts passiert, die GS hat allerdings ein paar Kampfspuren am Schnabel.

Kampf
Kampfspuren

Da das die letze Übung für den Tag war, nun ja. Es geht zurück zur Unterkunft, duschen.

Abends fahren wir gemeinsam in ein Restaurant. Das erste und einzige Mal, wo die Verpflegung den Namen verdient und die Qualtität des Essens nicht jeden drittklassigen Imbiss in Berlin um Längen unterbietet. Nachbesprechung.

3. Tag, Training 2 und Rückfahrt

Nina humpelt und Thorti kann ob eines Muskelkaters kaum laufen. Nachts hat es geregnet, die Böden sind also schwer. Wir beschließen nicht zu fahren. Die darauf folgende Diskussion mit Frank ist völlig sinnentleert. Es scheint nicht in seinem Kopf anzukommen, dass wir nicht nur am gleichen Tag nach Berlin zurück müssen, sondern am nächsten Tag auch noch arbeiten. Es bringt uns nichts, wenn wir uns heute im Gelände auspowern und dafür nicht mehr nach Hause kommen.

Wir bleiben also, wo wir sind und machen eine Entdeckung.

Stein
Nicht mal Deutsch können die Osis.

Der knapp 4.3km (lang oder breit?) Kreischaus-See entpuppt sich als Kreis-Chaussee.

Kurz nach Mittag sind alle vom Dreck-Spielen zurück und nach einer Verabschiedung machen wir uns auf den Rückweg zu unseren Fellnasen.

Tourdaten

Abfahrt: 01.06.2018, 16:00Uhr
Rückkehr: 03.06.2018, 18:00Uhr
Strecke: 389km
Pässe: 0
Defekte: Keine
Pannen: Keine.
Umfälle: 2, Thorti
Schäden: Kratzer im Visier und am Schnabel.
Strafzettel: Keine.
Kontrollen: Keine.
Fazit: Fahren und erklären kann er. Beim Rest ist noch deutlich Luft nach oben.